Während sich die Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit der Halbleiterknappheit vor allem auf den Automobilsektor konzentriert, sind andere Industrie- und Digitalsektoren gleichermaßen stark von Unterbrechungen der IC-Lieferkette betroffen.
Laut einer vom Softwareanbieter Qt Group in Auftrag gegebenen und von Forrester Consulting durchgeführten Umfrage unter Herstellern sind die Segmente Industriemaschinen und Elektrogeräte am stärksten von der Chipknappheit betroffen. Nicht weit dahinter liegen die Sektoren IT-Hardware und Computer, die den höchsten Prozentsatz an Produktentwicklungsverlangsamungen verzeichneten.
Die im März durchgeführte Umfrage unter 262 Entwicklern eingebetteter Geräte und vernetzter Produkte ergab, dass 60 Prozent der Hersteller von Industriemaschinen und Elektrogeräten inzwischen stark auf die Sicherung der IC-Lieferketten achten. Unterdessen gaben 55 Prozent der Server- und Computerhersteller an, dass sie Schwierigkeiten haben, die Chipversorgung aufrechtzuerhalten.
Die Halbleiterknappheit hat die Automobilhersteller in den letzten Wochen gezwungen, ihre Produktionslinien stillzulegen. Dennoch lag der Automobilsektor in der Forrester-Umfrage im Hinblick auf den Fokus auf die IC-Lieferkette im Mittelfeld.
Insgesamt ergab die Umfrage, dass fast zwei Drittel der Hersteller aufgrund von Unterbrechungen der Siliziumversorgung Rückschläge bei der Bereitstellung neuer digitaler Produkte erlitten haben. Die Umfrage ergab, dass dies zu Verzögerungen bei der Produktionseinführung von mehr als sieben Monaten geführt hat.
„Organisationen konzentrieren sich [jetzt] mehr darauf, eine ausreichende Versorgung mit Halbleitern sicherzustellen“, berichtete Forrester. „Folglich gibt die Hälfte unserer Umfrageteilnehmer an, dass die Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit Halbleitern und wichtigen Hardwarekomponenten in diesem Jahr wichtiger geworden ist.“
Von den am stärksten betroffenen Server- und Computerherstellern gaben 71 Prozent an, dass die IC-Knappheit die Produktentwicklung verlangsamt. Dies geschieht, da die Nachfrage nach Rechenzentrumsdiensten wie Cloud Computing und Speicher sowie Streaming-Videoanwendungen für Remote-Mitarbeiter boomt.
Zu den Empfehlungen zur Bewältigung der aktuellen Halbleiterknappheit gehört die Abschwächung der Auswirkungen durch das, was Forrester als „plattformübergreifende Frameworks“ bezeichnet. Damit sind Notlösungen wie flexible Softwaretools gemeint, die eine größere Vielfalt an Silizium unterstützen und dadurch „die Auswirkungen kritischer Engpässe in der Lieferkette verringern“, schlussfolgert Forrester.
Als Reaktion auf Störungen in der Halbleiter-Pipeline fanden die Marktforscher außerdem heraus, dass acht von zehn befragten Führungskräften angeben, in „geräteübergreifende Tools und Frameworks zu investieren, die mehrere Hardwareklassen unterstützen“.
Dieser Ansatz führt nicht nur dazu, dass neue Produkte schneller auf den Markt kommen, sondern erhöht auch die Flexibilität der Lieferkette und verringert gleichzeitig die Arbeitsbelastung für gestresste Softwareentwickler, die oft mit mehreren Produktdesigns jonglieren müssen.
Tatsächlich leidet die Entwicklung neuer Produkte auch unter einem Mangel an Entwicklern mit den erforderlichen Fähigkeiten, um vielseitige Softwaretools zu nutzen. Drei Viertel der Umfrageteilnehmer gaben an, dass die Nachfrage nach vernetzten Geräten das Angebot an qualifizierten Entwicklern übersteige.
Daher fördern Softwareanbieter wie Qt Tools wie plattformübergreifende Softwarebibliotheken, um Produktentwicklern die Möglichkeit zu geben, mit einem Chipmangel umzugehen, der voraussichtlich bis in die zweite Hälfte des Jahres 2021 andauern wird.
„Wir befinden uns an einem kritischen Punkt in der globalen Technologieherstellung und -entwicklung“, versichert Marko Kaasila, Senior Vice President für Produktmanagement bei Qt mit Sitz in Helsinki, Finnland.
Zeitpunkt der Veröffentlichung: 09.06.2021